Los marschiert um uns zu quälen.

„10 Brötchen bitte.“
Die Dame hinter dem Tresen: „Macht 5 Euro.“
„Ähh, ich bin Werbetechniker.“
Die Verkäuferin schaut verlegen, senkt den Kopf: „Ohh, das wusste ich nicht.
Die Brötchen sind natürlich gratis, Darf´s noch ein Kaffee dazu sein?“

Werbetechniker als Ideenbrunnen ausgenutzt?

So, oder so ähnlich hat sich die Meinung zu Werbetechnikern im Laufe der Zeit verfestigt. Es macht jedenfalls den Anschein, daß jeder glaubt, wir könnten ohne Bezahlung Leistung bringen. Oder zumindest für Kleingeld arbeiten. Hört sich überspitzt an? Dann noch mal genau drüber nachdenken.

„Machen Sie mal 5 oder 6 Vorschläge. Ich schaue dann ob mir was gefällt“. Das ist doch so, oder wenigstens ähnlich, Tagesgeschäft.
„Ich hab da schon mal was in Word vorbereitet. Das kann ja dann nicht mehr so teuer sein. “ Frei nach Alfred Tetzlaf – Die Arbeiten ist gemacht, ihr müsst nur noch aufräumen.

„Ich hab Ihnen Word Datei geschickt,
Genau so umsetzen.“

Andere Gewerke rufen da ganz andere Preise auf. Und wissen genau wie die Stunden unterm Strich zusammen kommen. Die Kreativberufe haben da das Problem auch bei der Preisfindung kreativ zu sein. Allerdings in der Regel in die falsche Richtung. Vieles wird sich schön geredet. Und fällt am Ende dann doch unter den Tisch, damit man sich nicht mehr damit auseinandersetzen muss.

Wie viel Seiten gibt es?

Berechtigte Frage. Eine Seite ist sicher der Kunde. Eine andere der Lieferant. Bähhm. Jetzt werden verschiedene hellhörig und kramen schon im Hinterkopf nach Rechtfertigungen, warum das alles auf sie selbst nicht zutrifft. Einer weitere Seite ist mit Sicherheit auch der innere Schweinehund. Uups. Bis jetzt dachten die meisten, der Schuldige ist der Andere? Nix. Gar nix. Wir können uns viele Schuhe auch selbst anziehen. Zumindest jedenfalls ein Schläppchen. Ich mache gerade aktuell die Erfahrung wie sich Beteiligte den Schwarzen Peter zuschieben und mich selbst dabei ertappe den ein oder anderen aufzugreifen. In erster Linie um das Projekt erfolgreich zu beenden. Denn am Ende ist es immer das letzte Gewerk was nicht funktioniert hat. Das ist meist die Werbebude. Und es juckt niemanden, was die tatsächlichen Gründe dafür waren.

Was Werbetechnik ist und wie es aus verschiedenen Blickrichtungen verstanden wird habe ich hier schon mal ausgeführt.

Unser täglich Werbetechniker Brot:

  • Ich hab da mal was vorbereitet. Mein Kollege fands gut
  • Comic Sans und Bruch Script soweit das Auge reicht
  • Morgen fertig reicht
  • Da sieht man ja die Schraubenköpfe
  • Mach mal einen guten Preis, da kommt noch mehr
  • . . . .

Wer kennt es nicht. Und es gibt unglaublich viele solcher Beispiele. Auf welche Spielchen lässt man sich denn jetzt ein? Mit dem Wissen, daß es immer einen Deppen gibt, der trotzdem mitzieht. Erst mal wird sich sicher niemand angesprochen fühlen. Glaubt man den Erzählungen der Einzelnen die man so trifft, ist das alles ein Problem der Anderen. Wenn man drüber nachdenkt findet man genug Kleinigkeiten die hier rein passen. Die redet man sich dann eben schön. Weil genau dieser eine Fall ein spezieller ist.

Ich sehe fast täglich wie Aufträge auf der Grundlage abgewickelt werden. Sonst gäbe es bestimmt nicht so viel grässliche Werbungen. Telefonate mit dem „der Mitbewerber macht das aber so“ Hinweis sind fast schon Tagesgeschäft. Was mich aber am meisten wundert, warum wir uns das gefallen lassen? Hat schon mal einer vom Elektriker oder Dachdecker gehört, daß der potentielle Kunde mit „fertigen“ Plänen auftaucht, die er selbst gebastelt hat?

Mein Kunde, der Mitmachkunde

Man muss sich mal überlegen was los wäre, wenn der Kunde da auch mit rumpfuscht. Und die Gewerke drauf eingehen natürlich. Nee nee. Das gibt es da nicht. Aber beim Werbetechniker. Da ist das normal? Dabei hat unsere Arbeit doch den gleichen Stellenwert wie bei anderen Gewerken. Jo, es geht nicht um wohlige Wärme oder Licht wenn ich es brauche. Aber es geht um gute Werbung. Die doch immerhin die Existenz sichert. Das kann man doch auch prima verkacken. Der Kunde glaubt doch der Werbetechniker bereichert und unnötig an Vorlagenerstellung und Konzepten, weil die nötige Weitsicht fehlt. Das ist doch der eigentlich Grund. Keine Weitsicht. Misstrauen uns gegenüber. Und auch dem eigenen Geschäft gegenüber.

Werbetechnik ist Existenzsicherung

Das ist es was wir verkaufen müssen. Und nicht das „ist für mich kein Problem, ich bin der Größte“ Image. Da ist manch einem der Auftrag für eine Beschriftung näher, als die Tatsache, daß Planung und Entwurf auch Arbeiten sind. Grad´ aktuell den Hörer aufgelegt. Es ging um eine Grafikumsetzung anhand einer Skizze.

„Das ist für Sie ja Pillepalle“.

Nee. Das ist für mich genauso Arbeit wie das Ware scannen beim Aldi. Manches sieht unglaublich einfach aus. Umsonst macht es aber dort auch niemand. In unserem Fall kommt dann noch dabei, daß wir unser Gerät selbst kaufen müssen und nicht von Aldi gestellt bekommen. Korrekte Kalkulation, die alles berücksichtigt, ist aber noch ein ganz anderes Thema.

Händler lieben Werbetechniker

Aber ganz sicher. Es gibt als Händler nichts pflegeleichteres als Werbetechniker. Wir sind an Gutmütigkeit kaum zu toppen. OK: Wir meckern mal kurz, wenn der eigene Großhändler anfängt auch fertige Produkte an unsere Kunden zu verkaufen. Das legt sich aber schnell wieder. Auch heimliches Anpassen von Geschäftsbedingungen ohne passenden Hinweise jucken uns nur so semi. Preiserhöhungen? Wen juckts. Das wird wohl stimmen.

„Das kann nur ein Verarbeitungsfehler sein.“

Der richtige Aufreger sind aber dann die Superschlauen, die sofort die passende Erklärung parat haben, warum der Händler mit seinem Handeln ja gar nicht anders kann und der Kollege einfach eine falsche Einstellung hat. Deswegen lieben uns die Händler. Es ist einfach Verlass darauf, daß ein mögliches Gefecht anderswo stattfindet.